Dass Dein Immunsystem vor allem im Darm beheimatet ist, weißt Du wahrscheinlich schon und deshalb beginnen auch viele Erkrankungen wie Autoimmunerkankungen im Darm.
Es ist falsch, dass Du keinen Einfluss auf solche Erkrankungen hast. Du kannst Einfluss auf Dein Darmimmunsystem nehmen und Deine Beschwerden verbessern. Dazu am Ende der Folge mehr.
Du weißt nun ja schon, wie wichtig die Säuerungsbakterien in unserem Darm sind und was die Gruppe der Butyratbildner im Darm für uns alles leisten kann. Wenn Du Folge 5 | 2023 noch nicht gehört hast, dann höre sie Dir auf jeden Fall noch einmal an, denn wir sind nun schon ein wenig weiter in der Tiefe meiner Stuhlanalyse angekommen.
Mit einer Stuhlanalyse, die das Mikrobiom untersucht, also schaut welche Bakterienstämme in Deinem Darm vorhanden sind, erfährst Du auch immer welche krankmachenden Keime gerade das Unwesen in Dir treiben. Es wird nach so teuflischen Erregern wie Clostridien geschaut. Grundsätzlich hast Du immer Clostridien in Deinem Darm…ebenso wie Hefepilze. Gefürchtet ist aber, wenn die Clostridien zum Beispiel durch Antibiotikatherapien enorm ansteigen. Unter ihnen gibt es dann auch noch diverse Arten. Manche von ihnen sind – wie das Clostridium difficile – nicht selten nach Antibiotikatherapien für anschließende massive Durchfälle berühmt und berüchtigt. Da ist es klar, warum dieses Clostridium seinen Namen trägt, denn difficile bedeutet schwierig und dieses Bakterium ist tatsächlich ein Problemkeim. Es lässt sich nicht von Antibiotika beeindrucken, da es gegen die meisten resistent ist. Leider werden durch Antibiotikagaben aber auch unsere guten Keime abgetötet, die die Clostridien in Schach halten könnten.
Clostridien zählen zu den sogenannten Fäulniskeimen. Sie sind auf die Verwertung von Eiweiß spezialisiert und bei der Zersetzung von Proteinen entstehen dann diese giftigen Fäulnisgase wie Ammoniak. Ist die Anzahl an Clostridien sehr hoch in Deinem Darm, können diese Gase zu schmerzhaften Koliken und Blähungen führen.
Das hast Du schon einmal von mir gehört im Zusammenhang mit einer zu niedrigen Anzahl an Säuerungsbakterien, was gleiche Symptome mit Koliken und Blähungen verursacht.
Du siehst, dass sich hier eine Mikrobiom- und Darmwandanalyse schon bezahlt macht, um herauszufinden woran es wirklich bei Dir liegt, wenn Du ständig mit Blähungen zu kämpfen hast…
Zu wenig Säuerungsbakterien oder eher zu viele krankmachenden Keime wie Clostridien….oder so gar beides…oder noch ganz andere Gründe?
Ein zu viel bestimmter Clostriedienarten belastet auf jeden Fall mit seinen giftigen Abgasen nicht nur Deinen Darm, sondern auch Deine Leber, die für die Entgifung dieser Stoffe zuständig ist.
Auch wird die Entstehung von Darmtumoren diskutiert, denn manche Clostridien-Arten schaffen es die im Dickdarm ankommenden Gallensäuren zu verändern, welche scheinbar einen Einfluss auf Deine Darmschleimhaut und Darmwand nehmen.
Clostridien fühlen sich übrigens überhaupt nicht wohl bei Dir, wenn Du ihnen ihre Nahrung entziehst und die besteht vor allem aus tierischen Eiweißen, Fetten und Zucker.
Mit einem hohen Ballaststoffanteil auf Deinem Teller und einem Reduzieren von Fast Food, Fertigprodukten und Süßigkeiten bist Du auf der sicheren Seite.
Zu Zucker und Ballaststoffen habe ich Dir auch schon auf meinem Instagramprofil einige Beiträge hochgeladen. Schau hier gerne einmal vorbei @diewebapothekerin.
In meinem Stuhl wurden übrigens keine erhöhten Werte an Clostridien nachgewiesen.
Neben den Clostridien werden noch ganz viele andere krankmachenden Keime gecheckt, denn es ist wichtig zu unterscheiden, ob Deine Symptome von zu wenig der guten Keime oder von krankmachenden Keimen kommen und wenn ja, von welchen. Denn nur dann weißt Du, was zu tun ist…also wie Du die Ursache beheben kannst und nicht nur das Symptom behandelst mit entkrampfenden oder entblähenden Mitteln!
Nun komme ich aber zum Unterschied in einer Stuhlanalyse, die nicht ausschließlich den Fokus auf das Mikrobiom, also Deine kleinen Darmbewohner hat, sondern auch Parameter checkt, die eine Aussage über Dein Darmimmunsystem, Entzündungen und die Löchrigkeit Deines Darmes macht.
Die Entzündungen in Deinem Darm lassen sich mit 2 Werten gut nachweisen: dem alpha 1 Antitrypsin und dem Calprotectin.
Die Namen musst Du Dir natürlich nicht merken.
Calprotectin ist ein Eiweißstoff, der von bestimmten Immunzellen bei Entzündungsgeschehen im Darm gebildet wird. Dieser Wert wird oft herangezogen zum Nachweis oder zur Abklärung von den CED – den chronischen entzündlichnMorbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Je höher der Spiegel im Darm ist, desto stärker ist die Entzündung.
Dieser Wert ist aber nicht nur bei diesen beiden Autoimmunerkrankungen erhöht. Er kann auch bei vorübergehenden Entzündungen erhöht sein, wie zum Beispiel bei einer Dysbiose – also einer mikrobiellen Verschiebung Deines Mikrobioms. Hier können schlechte Keime auch entzündungsförderne Substanzen freisetzen und auch einen Anstieg des Calprotectin Wertes bewirken.
Wie so häufig…eine Einschätzung zum Entzündungsgeschehen funktioniert nur, wenn man ALLE Werte betrachtet…und nicht nur einen Einzigen, daher ist es mir so wichtig ein umfassendes Bild durch eine Stuhlanalyse zu erhalten.
Auch der Wert des alpha-1 Antitrypsins macht Aussagen zur Darmbarriere. Ist er normalerweise sehr niedrig, wird er bei Entzündungsgeschehen oder bei vermehrter Durchlässigkeit der Darmbarriere in der Leber gebildet.
Ein erhöhter Wert steht also in einem direkten Zusammenhang mit einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, mit erhöhtem Entzündungsgeschehen, mit verstärkter Neigung zu Unverträglichkeiten und Allergien.
Wie stark die Durchlässigkeit schlussendlich ist, klärt ein weiterer Wert: der Zonulin-Wert.
Die vielen kleinen Türsteher in der untersten Darmbarriereschicht – genannt ‚tight junctions‘ – ziehen eine Grenze zwischen der Außenwelt ‚Darm‘ und Deinem Körperinneren.
An dieser Stelle wird – ähnlich wie bei Deiner äußeren Barriere Haut – entschieden: wer darf rein, wer nicht!
Zonulin ist dabei der Boss der Türsteher, denn es gibt vor, wann sich die festen Verbindungen öffnen und wann nicht. Sollen zum Beispiel größere Moleküle oder Abwehrzellen gezielt ins Innere eindringen, wird Zonulin von den Darmzellen in kleiner Menge ausgeschüttet. Dies befiehlt den Türstehern dann, diese Moleküle hineinzulassen.
Sollen jedoch viele Gifte oder unverdaute Nahrungsbestandteile gehindert werden ins Innere einzudringen, macht eine hohe Menge an Zonulin es möglich, dass durch die vielen Öffnungen ins Innerste massiv Wasser ins Darmlumen eindringt und die Gifte wie eine innere Toillettenspülung über den Darm und After nach außen befördert. Tritt dies häufig auf, werden die Türsteher immer nachlässiger und lassen die Türen immer häufiger einfach auf geöffnet stehen. Ein löchriger Darm – Leaky Gut – ist entstanden. Dieser befördert über Durchfälle nicht nur Gifte und Unverdautes nach draußen…er lässt auch ungebremst alles in Dein Innerstes.
Gründe für diese Vorgänge sind vielfältig. Zum Beispiel Darminfekte, Störungen des Mikrobioms oder der Darmschleimhaut, Fehlen wichtiger Säuerungsbakterien oder Butyratbildner.
So zeigen Dir der alpha-1-Antitypsin Wert und das Zonulin also an, wie löchrig Dein Darm bereits geworden ist.
Bei mir waren diese beiden Werte und auch das Calprotectin alle im Normbereich.
Das bedeutet, ich hatte kein Leaky Gut und scheinbar auch keine größeren Entzündungen im Körper….
Aber ein anderer Wert, machte mir Sorgen!
Das sekretorische Immunglobulin A oder auch kurz sIgA war sehr stark erniedrigt.
Was bedeutete das für mich oder auch für Dich?
Dein Darm ist Dein wichtigstes Immunorgan, denn rund 70 % der Abwehrzellen sind im Verdauungstrakt beheimatet. Immunglobuline sind übrigens ganz genau auf ihre Gegner abgestimmt. Das heißt sie sind Deine Spezial-Waffen gegen Bakterien, Viren, Pilze oder auch allergieauslösende Pollen und Nahrungsbestanteile.
Das sIgA dient vor allem zur Verteidigung Deiner Schleimhäute, denn es überzieht oder durchzieht Deine Darmschleimhaut wie eine Schutzschicht, fängt Schadstoffe ab und sorgt für deren Beseitigung.
Wie stark sich Dein Darmimmunsystem gerade mit Gegnern auseinandersetzt, zeigt der sIgA-Gehalt in Deinem Stuhl und dabei ist es egal, ob es tatsächliche Angreifer in Deinem Darm sind oder es sich nur – wie bei Autoimmunerkrankungen üblich – um Verwechslungen handelt.
Ein niedriges sIgA spricht für ein geschwächtes Immunsystem, was bei mir der Fall war, und eine damit verbundene erhöhte Infektanfälligkeit. Erniedrigte Werte deuten auch auf Erkrankungen mit allergischem Hintergrund hin wie Heuschnupfen, Neurodermitis, Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Ein erhöhter Wert sagt Dir, dass Dein Immunsystem sich gerade richtig abrackert. Das kann aufgrund von akuten Infekten aber auch aufgrund von Entzündungen der Darmschleimhaut sein, vor allem auch in Kombination mit den anderen zuvor besprochenen Werten.
Wie immer ist nur ein Blick auf alles Werte zielführend für eine richtige Einschätzung….
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